Rückblick: Digitale Verwaltung

Nach anfänglicher Ideensammlung kristallisierten sich zwei Themenkomplexe heraus: Zum einen interessierte uns, welche Ansprüche wir an eine digitalisierte Verwaltung in der Zukunft stellen wollen, zum anderen beschäftigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche Herausforderungen gerade auf kleinere Städte und Kommunen zukommen und wie diesen begegnet werden kann.

Das erste Team entwickelte daraufhin eine Vision eines digitalen Bürgeramts, das allen Bürgerinnen und Bürgern die Inanspruchnahme von Verwaltungsdienstleistungen vereinfacht und flexibel macht. So wie einst das Bürgeramt eine wichtige Neuerung auf dem Weg zu einer bürgerfreundlichen Verwaltung war, so soll das digitale Bürgeramt ein ganz neues Maß an Flexibilität, Einfachheit und Transparenz liefern. Dazu soll es eine einzige Schnittstelle zu allen Verwaltungsdienstleistung aller föderalen Ebenen geben, die über ein einfach zu bedienendes Portal in Anspruch genommen werden können. Der bisherigen Notwendigkeit, Dokumente mehrfach einreichen und von einer Verwaltungsstelle zur anderen tragen zu müssen, setzen wir die Vision einer Bürger-Cloud entgegen, in der jede Bürgerin und jeder Bürger individuell die Zugriffsmöglichkeiten von Behörden steuer und überwachen kann. So sollen der Staat und die Verwaltung gläsern werden, nicht die Bürgerinnen und Bürger.

Neben der globalen, perspektivischen Gesamtlösung „digitales Bürgerportal“ widmete sich ein zweites Team den kleineren, unmittelbarer umsetzbaren Lösungen. Die Basis dafür war, dass diverse Herausforderungen und Probleme wie Kapazitätsverteilung, IT-Kompetenzmangel, IT-Silos und rechtliche Hürden in und um die Verwaltung in die Cluster Personalmanagement (HR), IT, Strukturen und Sonstiges durch die Arbeitsgruppe überführt wurden. Insbesondere wurden dann für die Cluster HR und IT verschiedene Lösungsansätze erarbeitet. So zeigte sich im Ergebnis, dass z.B. Amtsdienstleistungen wie das Beantragen und Abholen von Reisepässen durchaus auch auf vertrauensvolle Organisationen wie Banken mit guter und sicherer IT-Infrastruktur ausgelagert werden könnte. Das bereits bestehende Filialnetz war ein befördernder Aspekt.

Gleichwohl wurde erarbeitet, dass es einen Lehrgang „Verwaltungsführerschein“ für Quereinsteiger in Verwaltungsberufe geben müsste, um Einstiegsbarrieren für Fachexperten anderer Disziplinen zu verringern und somit den Knowhow-Transfer zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand zu verbessern. Als positive Nebenerscheinung hätten Verwaltungen einen größeren Bewerberpool für spannende zu besetzende Aufgabenfelder. In der Arbeitsgruppe herrschte schnell große Einigkeit darüber, dass Homeoffice künftig ein wichtiger Bestandteil der Arbeitskultur sein wird und somit auch in vielen Verwaltungsberufen ermöglicht werden muss. Die Einführung einer Verwaltungsvorschrift, dass bei allen Neubeschaffungen und Lizenzverlängerungen die Fähigkeit der Software zur Nutzung im Homeoffice zwingend erforderlich sein muss, wäre hier ein wichtiger Baustein. Dem IT-Flickteppich in deutschen Kommunen müsste hingegen allgemein damit entgegnet werden, dass es mindestens auf Landesebene in Sachsen einen zentralen Dienstleister für alle Verwaltungen geben muss, der ein gleiches Software-Angebot für alle Kommunen anbietet. Kommunen dürften nur auf eigene Lösungen bauen dürfen, wenn diese kompatibel zu den angebotenen Systemen sind und auch nachweislich leistungsfähiger. Zu prüfen wäre, inwieweit der bestehende Anbieter KISA dieser Rolle bereits gerecht wird.

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